„In der 1. Liga angekommen“: Gänsehaut beim HCE
NÜRNBERG – Es gibt diese Geschichten im Sport: Fußballer Hanno Balitsch kommt mit dem FSV Frankfurt zurück nach Nürnberg und schießt das Siegtor gegen den Club. Dumm gelaufen. Oder Handballer Ole Rahmel wirft für den HC Erlangen gegen seinen früheren Verein das entscheidende Tor. Prima gelaufen.
Da war kein Triumphgehabe zu sehen oder zu hören bei Ole Rahmel, schließlich hat er ja den VfL Gummersbach nicht im Unfrieden verlassen. Im Gegenteil, er verdankt dem Traditionsverein einiges. Drei Jahre lang besuchte er dort das Handball-Internat, spielte in der A-Jugend, in der zweiten Mannschaft und sammelte dann von 2007 bis 2011 erste Bundesligaerfahrung. „Und dennoch“, sagt der 24 Jahre alte Rechtsaußen, „ist die Freude umso größer, dass mir gegen meinen alten Verein das entscheidende Tor zum ersten Erlanger Sieg in der Bundesliga gelungen ist.“
Mit Schadenfreude hat das nichts zu tun. Eher schon damit, dass man den alten Kollegen gerne zeigt, dass man als Aufsteiger in der Beletage des Handballs, der Bundesliga, angekommen ist — und ernst genommen werden muss. Rahmel, der aus Achim in Niedersachsen stammt, hätte auch zur tragischen Figur des Spiels gegen seinen Ex-Verein werden können. In der zweiten Halbzeit glänzte der dynamische Handballer zunächst vor allem damit, Pfosten und Latte des vom Ex-Nationalspieler Carsten Lichtlein gehüteten VfL-Tors auf ihre Festigkeit hin zu überprüfen. Gleich viermal knallte er den Ball aus bester Position ans Gebälk und ermöglichte mit seinen Fehlwürfen auch den Vier- Tore-Vorsprung der Gummersbacher zu Beginn der zweiten Halbzeit. Einmal rotierte das Leder sogar vom Innenpfosten aufs Spielfeld zurück, „da hab ich mich schon gefragt, ob denn jetzt gar nichts mehr reingeht“, sagt Rahmel.
Entmutigen indes ließ er sich nicht. „Ich habe einfach konsequent weitergemacht“, meint er — so lange, bis der Ball wenige Sekunden vor Schluss nach einem schönen Spielzug zu ihm kam und er haarscharf am VfL-Torhüter vorbei und zum Glück auch haarscharf am Pfosten vorbei den 25. Treffer der Erlanger erzielte, der den Endstand von 25:24 besiegelte. Von Trainer Frank Bergemann bekam Rahmel dafür eine herzliche Sonderumarmung und später in der Pressekonferenz die schöne Bemerkung: „Ich hoffe, dass Ole jetzt die Tür eingetreten hat, vor der er gestanden ist.“ Könnte heißen: Manchmal steht sich Rahmel trotz all seiner Athletik und seiner handballerischen Fähigkeiten noch ein wenig selbst im Weg.
„Wir sind angekommen“
Diesmal jedenfalls hat der Torjäger nicht den entscheidenden Fehler, sondern den entscheidenden Wurf gemacht. Für Rahmel stand danach fest: „Wir sind in der Bundesliga angekommen. Wir wissen jetzt, dass wir mithalten können, wenn wir 60 Minuten lang fest an uns glauben.“ Unausgesprochen verbirgt sich dahinter aber auch die Erkenntnis, dass Erlangen in dieser Liga wohl keinen Sieg geschenkt bekommt, dass man um jeden Erfolg hart wird kämpfen müssen — so wie am Samstag gegen den VfL Gummersbach.
Quelle: Erlanger Nachrichten Foto: Wolfgang Zink