Wissenswertes über Erlangen #18
Erlangen, die Handball-Stadt
ERLANGEN – Es dürfte kein großes Geheimnis sein, dass Erlangen eine Handball-Hochburg ist. Außer Großwallstadt ist Erlangen Bayerns einzige Handball-Bundesligastadt, die anderen bayerischen Bundesligisten der letzten 30 Jahre kann man an einer Hand abzählen.
Die Frage ist sicherlich, warum in Erlangen seit bald 30 Jahren mit solcher Leidenschaft und solchem Erfolg Handball gespielt wird. Eine alte Weisheit ist sicherlich, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und in der Tat dürfte die große Rivalität zwischen HG und CSG Erlangen der entscheidende Ansporn gewesen sein, handballerisch über sich hinauszuwachsen.
Jugendlicher Elan gegen Professionalität
Wir erinnern uns: Als die B-Jugend der CSG Erlangen 1983 den ersten Deutschen Meistertitel holte und 1984 als A-Jugend verteidigte, lag die Gründung der HG erst kurz zurück. 1983 hatten sich die beiden handballerischen Platzhirsche TV 1848 und TB 1888 vereinigt, mit dem Ziel dem Oberliga-Handball der Hugenottenstadt professionelle Strukturen zu geben und mittelfristig in die Bundesliga zu führen.
Dieses hehre Ziel beförderten und sabotierten die jugendlichen Handballer um die charismatischen Teamleader Roland Wunder und Norbert Münch auf gleiche Weise. Denn der legendäre und bislang unerreicht gebliebene Durchmarsch in die Bundesliga der allen höheren Verlockungen zum Trotz zusammengebliebenen ehemaligen Jugendmannschaft bis in die Zweite Bundesliga im Jahre 1989 bedeutete die Warteschleife für die HG.
Bei aller durch diese Rivalität freigesetzten Energie muss aber auch bedacht werden, dass selbst in den 90er Jahren, Spitzensport ohne ausreichende Sponsorenkapazitäten nicht möglich waren. Als die HG sieben (!) Jahre nachzog, hatte die Erfolgsgeschichte der CSG schon längst ihren Zenit überschritten und beide Erlanger Zweitligisten machten sich gegenseitig das Leben schwer.
Bezeichnend ist, dass erst der wirtschaftliche Niedergang der HG und die sportliche Stagnation der CSG den Weg freimachten für die längst überfällige Bündelung der Kräfte. Das Fusionsjahr 2001 hatte nicht gut begonnen: In der Saison 2000/2001 hatten beide Vereine noch gemeinsam in der zweiten Bundesliga gespielt. Die HG Erlangen zog sich als Tabellenachter aus wirtschaftlichen aus der zweiten Bundesliga zurück, was dem Tabellensiebzehnten CSG Erlangen den Ligaverbleib sicherte.
Es folgten Ab- und Aufstieg aus der Zweiten Liga 2004 und 2008 und wie alle wissen, ist es noch gar nicht so lange her, dass der HC erneut in wirtschaftliche Schieflage geraten war. Doch dank der Manpower von engagierten Machern wie Carsten Bissel und Paul Weber ist die Handballgeschichte der Hugenottenstadt noch längst nicht zu Ende geschrieben. Im Gegenteil, nicht wenige glauben, sie fängt jetzt erst richtig an…
Autor & Foto: Rainer Windhorst & Wolfgang Zink