40 WM-Spieler aus der Bundesliga
Bei den Welttitelkämpfen der Handballer in Spanien, die noch bis zum 27. Januar 2013
andauern, stellt die DKB Handball-Bundesliga einmal mehr das Gros der nominierten Spieler. Allen voran die Isländer vertrauen in der Mehrzahl auf Akteure, die ihr Geld als Profi in der DKB Handball-Bundesliga verdienen. Nicht weniger als elf Spieler – Ernir Arnarson vom TV Emsdetten wurde gerade erst nachnominiert, als dieser sich gerade auf den Weg zum ersten Training seines Teams nach der Weihnachtspause machen wollte – stehen bei Klubs der 1. und 2. Liga unter Vertrag. Die bekanntesten unter ihnen sind zweifellos die Kieler Aron Palmarsson und Gudjon Valur Sigurdsson, die mit dem THW in der Liga erneut Jagd auf den Titel machen. Nicht ausgeschlossen, dass die beiden Issis gemeinsam mit ihren Teamkollegen bereits im Achtelfinale auf die deutsche Mannschaft treffen werden.
Nur ungern würde der deutsche Tross in der Runde der letzten 16 Teams der Auswahl Dänemarks begegnen. Der Europameister, der Rang eins in Gruppe B bereits sicher hat, will mit insgesamt fünf Bundesligaprofis in Spanien erfolgreich um Titel und Medaillen spielen. Im Tor baut Coach Ulrik Wilbek einmal mehr auf Niklas Landin von den Rhein-Neckar Löwen und am Kreis muss der Kieler Rene Toft Hansen ran, um Räume zu schaffen für die Rückraumshooter um Superstar Mikkel Hansen. Das verbleibende Trio soll die dänischen Flügel beleben: Hans Lindberg vom HSV Hamburg sowie die Flensburger Lasse Svan Hansen und Anders Eggert kommen auf den Außen zum Einsatz.
Mit Bartolomeij Jaszka (Berlin) und Bartosz Jurecki (Magdeburg) haben die Polen diesmal lediglich noch zwei Erstligaakteure aus Deutschland in ihrem Kader. Das ist sicher nicht dem Trainerwechsel geschuldet, denn mit Michael Biegler sitzt ein alter Bekannter auf der Bank der Polen, der die Liga bis ins Detail kennt. Vielmehr hat es wohl mit dessen Auftrag zu tun, ein polnisches Perspektivteam für die WM 2015 in Katar und den darauf folgenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro aufzubauen. Und dafür setzt Biegler, der unter anderem beim SC Magdeburg und dem TV Großwallstadt beschäftigt war, verstärkt auf den polnischen Nachwuchs, der noch keine Profiverträge im Ausland hat.
Ebenfalls nur noch zwei Deutschland-Legionäre stehen im WM-Aufgebot des Titelverteidigers Frankreich. Trainer Claude Onesta vertraut dabei einmal mehr seinen beiden Kielern Thierry Omeyer und Daniel Narcisse. Letzterer ist übrigens erst vor wenigen Tagen zum Welthandballer des Jahres 2012
gekürt worden und wird im Rahmen dieser Weltmeisterschaft geehrt. Für Thierry Omeyer könnte diese WM zum krönenden Abschluss seiner Laufbahn werden. „Titi“ ist mittlerweile 36 Jahre alt, über ein mögliches Karriereende aber hüllt sich der Weltklassekeeper nach wie vor in Schweigen. Sicher ist aber, dass sowohl er als auch Welthandballer Narcisse den THW Kiel zum Saisonende verlassen und in ihre Heimat Frankreich zurückkehren werden.
Serben und Kroaten setzen hingegen verstärkt auf bundesligaerfahrene Legionäre. Das kroatische Team macht es sich dabei besonders einfach und vertraut einem eingespielten Trio vom HSV Hamburg, wo Domagoj Duvnjak, Igor Vori und Blazenko Lackovic schon seit vielen Jahren zusammenspielen und 2011 sogar gemeinsam Meister wurden. Diese Erfahrung fehlt zumindest einem der beiden Serben vom THW Kiel bislang noch. Zwar gewann Momir Ilic mit den Zebras bereits die Meisterschaft, Marco Vujin allerdings möchte dieses Erlebnis gern in dieser Saison machen. Allerdings steht sein serbischer Teamkollege Zarko Sesum gegenwärtig ein Stückchen besser da. Als Rhein-Neckar Löwe sonnt sich der Rückraumspieler gegenwärtig im Glanze der Tabellenführung in der stärksten Liga der Welt. Melsungens Nenad Vuckovic komplettiert das serbische Bundesliga-Quartett.
Etwas ganz Besonderes ist diese Weltmeisterschaft für Gedeon Guardiola. Der Mann von den Rhein-Neckar Löwen kommt nicht nur als Spitzenreiter der HBL nach Spanien, sondern darf bei dieser WM sogar für den Gastgeber auflaufen. Sein größter Wunsch: Mit dem WM-Titel nach Deutschland zurückkehren und dann mit den Löwen um die Meisterschaft spielen.
Doch vertrauen die Teams bei dieser WM nicht nur Spielern, die in Deutschland für einen Klub aus der 1. oder 2. Liga auf Torejagd gehen. Auch unterklassige deutsche Vereine entsenden ihre WM-Teilnehmer. Beispiel gefällig? Bitteschön: Für Chile gehen gleich drei Feuchtmanns an den Start. Erwin Jan, Emil Ludwig und Harald spielen allesamt in Deutschland, die beiden Erstgenannten für den Drittligisten HC Aschersleben, Harald hingegen in Friedberg. Die drei Brüder haben deutsche Wurzeln. Ihr Großvater wanderte 1930 von Mannheim nach Chile aus. Doch damit nicht genug. Mit Victor Andres Donoso und Patricio Martinez lockten die Feuchtmanns noch zwei weitere Kollegen aus dem Kreise der chilenischen Auswahl nach Deutschland. Sie spielen ebenfalls in Aschersleben.
Unnötig zu erwähnen, dass die 16 Spieler des von Martin Heuberger benannten deutschen WM-Kaders allesamt in der DKB Handball-Bundesliga ihr Geld verdienen und mit einem erfolgreichen Abschneiden bei diesen globalen Titelkämpfen auch Werbung in eigener Sache machen möchten. Das abschließende Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich wurde gewonnen und spielt nun im Viertelfinale gegen den Gastgeber aus Spanien. Anpfiff in der ARD ist am Mittwoch um 19 Uhr!
40 WM-Spieler bei deutschen Klubs in der Übersicht (ohne DHB-Auswahl):
Island (11):
Björgvin Pal Gustavsson (SC Magdeburg), Vignir Svavasson (GWD Minden), Kari Kristjan Kristjansson, Frannar Por Friedgeirsson (beide HSG Wetzlar), Aron Palmarsson, Gudjon Valur Sigurdson (alle THW Kiel), Arnor Por Gunnarsson (Bergischer HC), Sverre Jakobsson (TV Großwallstadt), Stefan Rafn Sigurmannsson (Rhein-Neckar Löwen), Olafur Gustafsson (SG Flensburg-Handewitt), Emir Arnason (TV Emsdetten)
Dänemark (5):
Niklas Landin (Rhein-Neckar Löwen), Anders Eggert, Lasse Svan Hansen (alle SG Flensburg-Handewitt), Hans Lindberg (HSV Hamburg) Rene Toft Hansen (THW Kiel)
Chile (5):
Erwin Jan Feuchtmann, Emil Ludwig Feuchtmann, Victor Andres Donoso, Patricio Martinez (alle Aschersleben), Harald Feuchtmann (Friedberg)
Serbien (4):
Zarko Sesum (Rhein-Neckar Löwen), Marko Vujin, Momir Ilic (THW Kiel), Nenad Vuckovic (MT Melsungen)
Kroatien (3):
Domagoj Duvnjak, Igor Vori, Blazenko Lackovic (alle HSV Hamburg)
Russland (2):
Igor Levshin (Post Schwerin), Konstantin Igropulo (Füchse Berlin)
Frankreich (2):
Daniel Narcisse (THW Kiel), Thierry Omeyer (THW Kiel)
Polen (2):
Bartolomiej Jaszka (Füchse Berlin), Bartosz Jurecki (SC Magdeburg)
Ungarn (2):
Tamas Mocsai (TSV Hannover-Burgdorf), Barna Putics (VfL Gummersbach)
Spanien (1):
Gedeon Guardiola (Rhein-Neckar Löwen)
Mazedonien (1):
Borko Ristovski (VfL Gummersbach)
Slowenien (1):
Nenad Bilbija (GWD Minden)
Australien (1):
Bevan Calvert (TSV Altenholz)
Argentinen, Tunesien, Montenegro, Brasilien, Weißrussland, Saudi Arabien, Südkorea, Ägypten, Algerien, Katar (keine Spieler)
Quelle: HBL Pressemitteilung