Wissenswertes über Erlangen #13

Erlangen, Stadt der Wissenschaftler – Teil 2: „Emmy Noether“

Das relativ unscheinbare Geburtshaus der bedeutendsten Mathematikerin aller Zeiten, der Erlangerin Emmy Noether, steht in der Hauptstraße 23.

ERLANGEN – Handballspiele werden zwar vor allem mit Herz und Leidenschaft gewonnen, aber mitunter muten die offensiven und defensiven Spielkonzepte
so arithmetisch kompliziert an, dass die vielen Kreuz-, Wechsel- und anderen
Spielkonzepte doch ein bisschen verwirrend sein können – den Laufwegen ganz zu schweigen.

Wenn man bedenkt, dass mit Emmy Noether die nach Ansicht einiger Koryphäen „bedeutendste weibliche Mathematikerin aller Zeiten“ einst in Erlangen geboren wurde, dann kann man schon auf den Gedanken kommen, dass es eben kein Zufall ist, dass die HC-Spieler eigentlich immer taktisch hervorragend eingestellt sind, ihnen die Spielarithmetik quasi „im Erlanger Blut liegt“. Keine Frage, der HC kommt bei sich und beim Gegner zurecht mit komplexen 6:0-, 5:1-, 4:2- oder 3:2:1-Systemen.
Dabei wurde Emmy Noether im Jahre 1882 nicht nur in eine Zeit hineingeboren, in der Handball noch keine Rolle spielte. Frauen kamen ebenfalls erst an zweiter Stelle. Denn das Kaiserreich kannte noch die harsche Trennung zwischen den Geschlechtern und insofern genoss die jüdischstämmige Emmy Noether durchaus ein Privileg, als sie erst die Höhere Töchterschule in Erlangen besuchen durfte und dann später in Ansbach zur Fremdsprachenlehrerin mit Staatsexamen ausgebildet wurde.

Es folgte darauf noch ein Mathematikstudium in Göttingen und Erlangen, das sie mit so großem Erfolg beendete, dass sie in der Folge eine grandiose Universitätskarriere einschlagen konnte. Ein besonderes Lob erhielt sie einst vom großen Albert Einstein für ihr „Noethersches Theorem“.

Mit Einstein verband Emmy Noether allerdings nicht nur die Vorliebe für komplexe Zahlen, sondern auch die jüdische Herkunft, so dass die inzwischen in Göttingen zur absoluten Koryphäe aufgestiegene Emmy Noether im Jahre 1933 Nazi-Deutschland verlassen musste. Sie emigrierte in die USA nach Princeton, verstarb aber nur zwei Jahre später überraschend.

In Erlangen erinnert heute vor allem das Emmy-Noether-Gymnasium mit der
dazugehörigen Sporthalle an die große Mathematikerin. Tragisch ist allerdings,
dass Erlangens jüngste Halle mit Platz für Publikum damals zu klein gerechnet
wurde. So erfüllt die Halle hinsichtlich der Deckenhöhe lediglich die Anforderungen des internationalen Trampolinund Volleyballsports, als Handball-Halle erfüllt sie heute leider nicht viele von der HBL geforderte Kriterien für den Bundesliga-Handball.

Da eine neue, adäquate Halle vor allem eine Kostenfrage sein dürfte, muss also
fleißig weiter gerechnet werden. Schade nur, dass Emmy Noether dabei nicht mehr helfen kann. Sie hatte einst für jedes Problem eine Lösung gefunden.

Autor & Fotos: Rainer Windhorst